Gestern habe ich Herbert von Karajans Rolls Royce gesehen. Zufällig auf einer Oldtimer-Show. Sehr schön ausgestattet, mit Trennscheibe, damit der Fahrer nicht stört, und ein Extralämpchen für das
Partiturstudium. Ich habe Karajan nie live gehört, und auch seine Aufnahmen haben mich nie mehr beeindruckt als die anderer sehr guter Dirigenten. Diese hochglanzpolierte Oberfläche war nie
wirklich meines, und als ich so weit war, mir selbst ein Urteil über Musik und ihre Aufführungen zu bilden, war gerade die Alte-Musik-Bewegung im Kommen. Die finde ich bis heute spannender.
Einmal aber, während des Studiums, habe ich ein von Karajan dirigiertes Stück von Webern gehört, das war hoppla. Er war ganz ohne Zweifel ein hervorragender Dirigent, aber mit einer
Klangästhetik, die sich überlebt hat. Interessant, dass er trotz seiner enormen Macht auf dem Klassikmarkt heute kaum mehr eine Rolle spielt. Karajan hat die Aufnahmelänge einer CD definiert: Von
den Entwicklern der CD gefragt, wie viel Musik auf die Silberlinge draufpassen sollte, meinte er, die Länge von Beethovens 9. Sinfonie sei gerade richtig.
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