Margarete Schweikert

Hauskonzerte - die Konzertveranstalterin

Erste Erfahrungen mit Hauskonzerten bei den Schweikerts in der Karlsruher  Douglasstraße 7/III sind durch handgeschriebene Programme aus dem Jahr 1912 belegt. Mit dabei waren der Konzertmeister der Badischen Staatskapelle, Ottomar Voigt, der 1923 Margarete Schweikerts Schwager werden sollte, und der Cellist Joseph Keilberth, der Vater des späteren Karlsruher Generalmusikdirektors. Im Konzert vom 1. Dezember 1912 interpretierte Margarete Schweikert Max Regers Suite a-Moll. op. 103 a für Violine und Klavier – ein früher Beleg für Schweikerts Einsatz für den jung verstorbenen Komponisten, dessen Werke sie über ihren Stuttgarter Kompositionslehrer Joseph Haas kennengelernt hatte.

Ihre zweite häusliche Kammerkonzertreihe eröffnete Margarete Schweikert am 20. Juni 1922. Das dritte Konzert vom 8. Dezember 1922 spiegelt ihr Interesse für Zeitgenössisches wider. Mit Elisabeth Moritz am Klavier gestaltete sie selbst die Karlsruher Erstaufführung von Paul Hindemiths Sonate für Violine und Klavier op. 11 Nr. 2. Hedy Iracema-Brügelmann, eine bedeutende Wagner- und Strauss-Interpretin, die nach Stuttgart und Wien in Karlsruhe engagiert war, sang Lieder von Gustav Mahler. Der Violoncellist Paul Trautvetter interpretierte gemeinsam mit der Geigerin und der Pianistin Hans Pfitzners Trio für Klavier, Violine und Violoncello op. 8.

Hedy Iracema-Brügelmann war als "Hochdramatische" am Badischen Landestheater engagiert. Ihre Urenkelin hat für sie eine Internetseite eingerichtet:

Johann Sebastian Bachs Name taucht in den Programmen der Hauskonzerte häufiger auf. 1923 wurden einige Konzerte doppelt gegeben, darunter ein Beethoven-Programm mit Margarete Schweikert und August Schmid-Lindner. Am 12. April 1923 berichtete eine Karlsruher Zeitung vom 6. Kammerkonzert Margarete Schweikerts – das Programm zu Max Regers 50. Geburtstag wurde doppelt gegeben und enthielt nur Erstaufführungen. Ende 1924 wurde die Wohnung in der Douglasstraße zu klein, und so wichen die Schweikertschen Kammerkonzerte in unterschiedliche Karlsruher Säle aus.

 

Das 17. Kammerkonzert Margarete Schweikerts fand am 19. April 1925 im Karlsruher Künstlerhaus statt – aufgeführt wurde unter anderem ihr Liederzyklus Im bittren Menschenland op. 9 nach Texten von Ernst Goll mit dem Tenor Albert Peters und der Komponistin am Klavier. Die Karlsruher Kunstwarte Nr. 21 vom 22. April 1925 berichtet davon: „Was unsere einheimische Violinistin und Komponistin Margarete Voigt-Schweikert in ihren intimen Kammerkonzerten auch bringt, immer trägt ihr Programm eine persönliche Note. Musikalisch im Boden der gesunden alten Schule wurzelnd, dabei doch empfänglich für das Schaffen der Moderne, ohne ihm bedingungslos verfallen zu sein, tragen die Programme dieser Konzerte jenen kultivierten Charakter von Geschmack und Auffassung, der in den Konzertsälen immer mehr verdrängt wird. (…) Der große Zyklus der Kammerkonzerte, die Frau Voigt-Schweikert in den letzten Jahren hier veranstaltete, berechtigt zu der Feststellung, daß die Wahl der Werke und ihre Zusammenfassung für ein Konzert vorbildlich genannt werden darf.“ Der Liederzyklus Im bitteren Menschenland galt dem Rezensenten als „das Schönste, was man bisher hier hörte“. „Es war ein künstlerischer Erfolg, der sich wohl noch im weitesten Maße auswirken wird. Selten hat man es erlebt, wie sich in der modernen Liedkomposition so trefflich Wort und Ton zusammenfinden, wie harmonisch dichterische Idee und Melos verschmelzen. Ernst Goll war ein echter Dichter, der in einem Traumland lebte und in ungemein zarten und gemütvollen Versen zum Künder der großen Liebe, Schönheit und Sehnsucht wurde. (…) Mit seinen Gedichten Im bittren Menschenland hat er sein einziges Werk hinterlassen, das zugleich sein reifstes, schönstes und vollendetstes ist. Nun hat Frau Voigt-Schweikert diesen Liedern mit dem Empfinden des Weibes und der Gestaltungsfähigkeit der Künstlerin ihr Bestes gegeben. Man wird diese Lieder singen und sich von ihrem Zauber bannen lassen. Man wird es sich versagen, zu analysieren, und vielleicht in den Liedern Jubel, Ahnst du?, Ein Brief und Die Liebenden nur stärker empfinden, wie poetisch und rein die Dichterworte auf den Klangbögen schwingen.“

 

Das letzte, das 18. Kammerkonzert im Mai 1926 fand im Saal der Vier Jahreszeiten in der Karlsruher Hebelstraße statt.