Sophie Charlotte. Preußens erste Königin

Gerade eben, Anfang 2018, erschien Sophie Charlotte. Preußens erste Königin von Barbara Beuys im Insel-Verlag. Sophie Charlotte, geboren als Herzogin von Braunschweig und Lüneburg, später von Hannover, verdankte ihre ausgezeichnete Ausbildung vor allem ihrer Mutter Sophie von der Pfalz, die in den liberalen Niederlanden aufgewachsen war. Ihre umfassende Bildung unterschied sich nicht von der ihrer Brüder: Sprachen vor allem, Literatur, Tanz und jede Menge Musik, für die schon die Eltern viel Begeisterung und Geld aufbrachten. Sophie Charlotte erhielt eine gründliche musikalische Ausbildung und wirkte am Cembalo bei vielen Aufführungen mit. Das gilt vor allem für die Jahre nach ihrer Hochzeit mit dem Kurprinzen Friedrich von Brandenburg, in denen sie vor allem in ihrem neuen Schloss in Lietzenburg (später Charlottenburg) dem kulturellen Leben in Berlin entscheidende Impulse gab. Der Kurfürst und (ab 1701) König in Preußen schätzte den Glanz, den seine Gemahlin in das geistig und kulturell wenig aktive Berlin brachte. Sie zog nicht nur interessante Musikerinnen und Musiker an ihren Hof, sie pflegte auch Freundschaften mit bedeutenden Denkern wie Gottfried Wilhelm Leibniz. Barbara Beuys kann in ihrer Lebensbeschreibung auf die Teile der ausgedehnten Korrespondenz zurückgreifen, die nach dem frühen Tod der Königin nicht verbrannt worden sind. Ihre Darstellung gewährt tiefe Einblicke in das Leben des ausgehenden Barockzeitalters, auf die prägenden Einflüsse für Sophie Charlotte, auf ihre Persönlichkeit, die genau zwischen offizieller Rolle und  privaten Interessen unterscheidet. Es gelingt Sophie Charlotte zwar nicht, ihre Vorliebe für Schöngeistiges, Philosophie, Literatur und Musik, an ihren einzigen Sohn Friedrich Wilhelm, den Soldatenkönig, weiterzugeben. Ihre Enkel Friedrich II. von Preußen und Wilhelmine von Bayreuth, deren Mutter Sophie Dorothea ebenfalls eine Hannoveranerin ist, greifen das Erbe ihrer Großmutter und ihrer Mutter mit großem Enthusiasmus auf. Die Konflikte, die daraus entstehen, sind aber eine andere und weitaus bekanntere Geschichte als das Leben Sophie Charlottes.

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