Der Prophet von Giacomo Meyerbeer

Die Empfehlung meines lieben Freundes Pascal führte mich in die Premiere von Giacomo Meyerbeers Grand opéra Le prophète im Badischen Staatstheater. Das war die erste Meyerbeer-Oper in meinem Leben, und ich muss sagen, das ist gute Musik (okay, Hunderttausende Zuschauerinnen und Zuschauer, die das Stück zwischen 1849 und heute gesehen haben, können nicht alle völlig falsch liegen. Und Richard Wagners Neid auf Meyerbeer werte ich mal als nicht sehr netten Ritterschlag). Die Inszenierung von Tobias Kratzer, die das Ganze in die Jetztzeit überträgt, fand ich rundum gelungen. Wer bei Gotteswahn heutzutage nicht an IS und andere Irregeleitete denkt, dem ist nicht mehr zu helfen. Und das Ballett im dritten Akt mit Breakdancern zu besetzen ist ein Geniestreich! Kompliment an TruCru und das Incredible Syndicate. Etwas nervig fand ich die breit ausgewalzte Mutter- und Kindesliebe, aber das ist wohl das Gefühlsleben des 19. Jahrhunderts. Verdi fasst sich bei diesem Thema kürzer ... Glücklicherweise waren die Hauptrollen mit überzeugenden SängerdarstellerInnen besetzt: Ewa Wolak als Mutter Fidès, Marc Heller als Jean van Leyden, Ina Schlingensiepen als Berthe und Armin Kolarczyk als Graf Oberthal. Die Chöre klangen super, die Statisterie brachte noch mehr Bewegung auf die Bühne, die Badische Staatskapelle unter der Leitung von Johannes Willig überzeugte von der Ouvertüre bis zum bitteren Ende. 

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